Die organisierten Fanszenen stellen ab sofort jeglichen Kontakt mit der österreichischen Bundesliga und dem österreichischen Fußballbund ein. Insbesondere erkennen wir das „Komitee für Stadionverbote und Prävention“ nicht mehr an, und werden dessen Entscheidungen ab sofort ignorieren.
In den letzten Jahren wurde die Kommunikation zwischen Fanvertretern und Liga intensiviert. Die Liga-Verantwortlichen organisierten Fan-Kongresse und luden mehrmals zu Gesprächen ein. Unserseits wurde die Dialogbereitschaft angenommen und auch wir selbst forcierten den direkten Weg zu den Funktionären. Uns war zwar stets bewusst, dass es für die Liga vor allem darum ging, die anstehenden Reformpläne zu legitimieren, dennoch wollten wir die damit verbundenen Chancen nicht ungenutzt lassen. Wir konnten unsere Anliegen darlegen und die Interessen der Fußballfans artikulieren. Dabei kommunizierten wir stets direkt, offen und ehrlich – immerhin wollen wir ernst genommen werden.
Die Fanszenen pochten bei diesen Gesprächen stets auf konkrete Vereinbarungen. Uns war es wichtig, dass die Ergebnisse im Nachhinein bewertet werden können.
Das haben wir gemacht, doch nach mehreren Jahren intensiver Kommunikation sehen wir derzeit keinen Sinn mehr, diesen Weg weiter zu gehen. Die zentralen Anliegen der Fans wurden nicht nur ignoriert, vielmehr haben sich die Zustände sogar verschlechtert. Anhand folgender drei Themenbereiche ist dies besonders deutlich sichtbar:
Nein zu willkürlichen Stadionverboten
Die Verhängung von Stadionverboten (SV) gerät mittlerweile völlig außer Kontrolle. Das neu geschaffene „Komitee für Stadionverbote und Prävention“ agiert nach Belieben. Dieses Gremium ersetzte den ehemaligen Senat 3 der Bundesliga, welcher aufgrund seiner einseitigen, parteiischen Besetzung jahrelang in der Kritik stand. Entgegen anderslautender Beteuerungen sind es nun Staatsanwälte, die dort den Ton angeben und ihre Rolle noch restriktiver auslegen. Fanvertreter sucht man darin vergeblich und Stadionverbote werden als alternativlos angesehen, sozialpräventive Herangehensweisen ignoriert. Dieses Komitee vollzieht außerhalb jeglicher Rechtsstaatlichkeit eine Paralleljustiz, in welcher die Unschuldsvermutung zu einer theoretischen Floskel verkommt und von einem fairen Verfahren keine Rede sein kann. Eine Anzeige führt in der Regel sofort zu einem SV, egal ob diese Anzeige berechtigt ist oder nicht. Im Falle der Einstellung des Verfahrens oder eines Freispruchs müssen sich die Betroffenen selbst um eine Aufhebung kümmern und Protest gegen das SV einlegen. Die bisher gängige Praxis der „gelben Karte“ für Unbescholtene wurde komplett abgeschafft und auch die Länge der Stadionverbote erreicht wahnwitzige Dimensionen. Zusätzlich zu diesen Verschlechterungen wurde nun eine Einspruchsgebühr von 125 Euro festgelegt. Diese muss jeder Fan bezahlen, der ein Stadionverbot beeinsprucht. Wer zu seinem Recht kommen will, muss also zuerst zahlen. Aus all diesen Gründen werden wir dieses Gremium der Bundesliga, bei der es sich wohlgemerkt um einen privaten Verein handelt, nicht mehr akzeptieren und dessen Beschlüsse in weiterer Folge ignorieren.
Fußball muss bezahlbar sein
Eintrittskarten für den österreichischen Fußball sind viel zu teuer. Heutzutage ist ein Stadionbesuch für viele Menschen eine finanzielle Belastung. Gemessen am gebotenen Fußball klafft das Preis-Leistungs-Verhältnis weit auseinander. Insbesondere die Preise in den österreichischen Auswärtssektoren sind völlig jenseitig. Unser Vorschlag für Gästekarten war simpel, fair und stimmungsfördernd: 12 Euro Einheitspreis – Kinder unter 12 Jahren gratis. Stattdessen versuchen die Vereine den wenigen noch verbliebenen Fans möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Die aktuelle Preispolitik wird sich langfristig rächen, da es schwer sein wird, neue Fans für den österreichischen Fußball zu begeistern. Vor allem wenn man bedenkt, dass es für ökonomisch benachteiligte Menschen durch die TV-Verträge keine Möglichkeit gibt, den österreichischen Fußball zu verfolgen. Wir wollen volle Stadien und einen Fußball für alle.
Samstag muss der Hauptspieltag sein
Entgegen anderweitiger Beteuerungen der Liga findet ein großer Teil der Spiele nun am Sonntag statt. Vereine, die es ins obere Playoff schaffen, spielen überhaupt nur noch am Sonntag. Uns ist egal, welches „Storytelling“ für das Pay-TV am geeignetsten ist. Wir brauchen weder eine künstlich geschaffene Spannung, noch einen zerstückelten Spieltag. Was wir sehen wollen ist qualitativ guter Fußball in einem sportlich fairen Wettkampf. Dieser soll von möglichst vielen Menschen verfolgt werden können. Die schwachen Zuschauerzahlen im oberen Playoff belegen eindeutig, dass der Sonntag als Hauptspieltag vom Gros der Fans nicht angenommen wird.
Kurzum: Solange die Bundesliga und der ÖFB die Interessen der Fußballfans mit Füßen treten, wird es unserseits mit den Funktionären keine Kommunikation mehr geben. Dieser Schritt soll keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass die Vereine in der Pflicht stehen und sie es sind, die sich für einen fanfreundlichen Fußball einsetzen müssen.
Curva Viola Austria Salzburg – Faninitiative Innsbruck – Kollektiv 1909 – Landstrassler – Rechtshilfe Rapid – Stahlstadt Kollektiv – Vienna Supporters – Weststand Ried im Innkreis