Im November 2018 haben die First Vienna Football Club 1894 Supporters eine Gedenkbroschüre über die jüdischen Mitglieder und deren Vertreibung und Ermordung in der Shoah des First Vienna Football Club 1894 veröffentlicht. Als Anlass zur Veröffentlichung wurde passenderweise das Toto-Cup-Match gegen den jüdischen Sportclub Maccabi Wien am 28.11.2018 gewählt.
Die Gedenkbroschüre ist bei den Heimspielen der Vienna am Infotisch der Supporters erhältlich!
Der Veröffentlichung der Gedenkbroschüre ist eine Gedenkchoreographie für den ehemaligen Vienna-Funktionär Rudolf Grünwald vorausgegangen. Beim letzten Heimspiel der Saison 2017/18, am 8. Juni 2018 gegen Siemens Großfeld, wurde eine Überrollfahne mit der Silhouette von Rudolf Grünwald gezeigt.
Rudolf Grünwald war Leiter der Fußballsektion der Vienna von 1916 bis 1926 und hat diese maßgeblich nach dem Ersten Weltkrieg wieder reorganisiert. Unter seinem Wirken gelang der Vienna 1919 die Rückkehr in die höchste Spielklasse. Rudolf Grünwald war einer jener jüdischen Funktionäre der Vienna, die Opfer der Nazis wurden. Am 9. Juni 1942 wurde er, vom ehemaligen Israelitischen Blindeninstitut auf der Hohen Warte aus, nach Maly Trostinec deportiert und dort am 15. Juni 1942 ermordet.
Mit der Veröffentlichung des Buches „Blau-gelb ist mein Herz. Die Geschichte des First Vienna Football Clubs 1894“ 2017 hat Alexander Juraske einen wichtigen Beitrag geleistet, die Geschichte unserer Vienna einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Mit historischen Stadionführungen
rund um die Hohe Warte entstanden erste Angebote, die Vereinsgeschichte am Ort des Geschehens erfahrbar zu machen. An diese Initiativen knüpfen wir mit unserer Gedenkinitiative zu Rudolf Grünwald an, dem ehemaligen Leiter der Fußballsektion unseres Vereins, der als Jude von den Nazis verfolgt, ausgegrenzt und schließlich ermordet wurde. Seine Geschichte erzählen wir stellvertretend für all jene, die von der Verfolgung der Nazis betroffen waren.
Die Idee, jenen Protagonist_innen unseres Vereins zu gedenken, die Opfer des Nazi-Terrors wurden, stand schon länger im Raum. Vorbild ist für uns unter anderem die Gedenkinitiative der Ultra-Gruppe Schickeria München, die das Andenken an den ehemaligen Präsidenten des FC Bayern München, Kurt Landauer, dem Vergessen entrissen haben. In der Folge sind in vielen Vereinen ähnliche Initiativen entstanden, die gedenkpolitischen Vorbildcharakter haben. Auch wir wollen, nicht zuletzt im Gedenkjahr 2018, einen Beitrag in diesem Sinne leisten und eine kritische Auseinandersetzung in unserem Verein und unserer Fanszene mit der eigenen Geschichte fördern, besonders mit der Zeit der „Ostmark“, deren Titel viel zu oft kontextlos gewürdigt werden.
In der Gendenkbroschüre ist neben Artikeln über die Vienna in der Zeit des Nationalsozialismus und die Ermordung und Vertreibung der jüdischen Mitglieder u.a auch ein Interview mit Hans Menasse zu finden, der als Kind vor den Nazis fliehen musste und der in der Nachkriegszeit für die Vienna spielte. Mit den Spenden, die für die Gedenkbroschüre entrichtet werden, wird ein Stolperstein für Rudolf Grünwald vor dem ehemaligen Israelitischen Blindeninstitut finanziert.
Hallo auf die Hohe Warte, ich habe in den 90er Jahren einiges für und mit der Vienna gemacht; Manfred Polster war damals Manager, zur 100-Jahr-Feier habe ich u.a. zusammen mit Ing. Curt Reinisch das Buch zum Jubiläum zusammengestellt. Inzwische lebe ich wieder im Ruhrpott, verfolge das Leben bei der Vienna aber aus der Ferne sehr interessiert. Ich würde mir deshalb gern auch die Geschenkbroschüre zusenden lassen, wenn möglich.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Land der 100 Derbys
Uli Folta