Wir wurden gebeten folgendes Statement einiger Fangruppen zu veröffentlichen.
Nach 4 Jahren im Wiener Unterhaus schreckt eine*n nichts mehr – dachten wir zumindest. Denn was wir am vergangenen Freitag in der „Servicewüste Dornbach“ erleben durften, hätten wir selbst in der DSG-Liga nicht erwartet.
Während beide Vereine aus Marketingzwecken immer noch mit dem (ursprünglich einmalig gedachten) Titel „Dörby of Love“ Eventfans, Groundhopper*innen und eben auch die eigene Fanszene ins Stadion locken wollen, liegt vor Ort nur selten Liebe in der Luft. So wurde uns bereits vor dem Spiel mitgeteilt, dass die blaue Tribüne neben den Gästefans diesmal auch den Nachwuchs der Dornbacher beherbergen sollte. In Zeiten von Corona und Stadionumbau wäre das ja durchaus nachvollziehbar, hätte man nicht vorgesehen, die Kids inmitten der Tribüne hinter dem Tor zu platzieren. Erst nach Intervention der Vienna Supporters konnte man sich einigen, den Nachwuchs am Tribünenrand anzusiedeln.
Am Spieltag selbst warteten weitere Überraschungen: Nachdem sich die aktive Fanszene bereits kurz nach 18 Uhr vor dem Einlass einfand, mussten wir verdutzt feststellen, dass für die gesamte Tribüne nur ein Einlasstor geöffnet war. Zudem wurde uns plötzlich der Einlass verwehrt, nachdem etwa 20 Personen bereits durchgelassen wurden. Der Grund: Sicherheitsbegehung durch Beamt*innen. Angesichts mehrerer Hundert bereits wartender Fans ein grandioser Zeitpunkt.
Nach abermaligem Warten und Gedrängel der nächste Geniestreich: Wie bereits bei den letzten gefühlt 123 Dörbies bestanden die mit der Situation überforderten und vom Veranstalter sichtlich alleingelassenen Ordner*innen nicht nur darauf, jede Fahne einzeln ausgerollt präsentiert zu bekommen, sondern auch auf einem strikten Verbot von Fahnen und Fahnenstangen über 150cm. Nach schier endlosen Diskussionen und unzähligen Telefonaten war es möglich, zumindest 2 größere Fahnen mit ins Stadion zu nehmen.
Nachdem die ersten von uns also das Stadion betraten stellten sie erstaunt fest, dass trotz Sicherheitsbegehung lose Metallteile auf der Tribüne herumlagen und lediglich eine Toilette geöffnet war. Die Bierversorgung versprach, gewohnt miserabel zu werden (wobei auch unser Verein bei diesem Punkt in der Vergangenheit kaum vorbildlich auftrat) und die Kids aus Hernals saßen entgegen der Abmachung inmitten der Tribüne. Dafür versuchten die Ordner im Stadion (bewusst ungegendert) aber, Leute daran zu hindern, Transparente am Zaun aufzuhängen. Die Begründung etwas eigenwillig: Beim letzten Derby wurde „gezündelt“.
Unter einigem Geschimpfe der Ordner wurden die Fetzen letztlich doch noch aufgehängt und Fahnen verteilt. Die Schlangen am Eingang, aber auch an Bierstandln und Toiletten wuchsen wesentlich schneller als die Tribüne sich füllte. Mit dem bekannten Resultat, dass mit 5 Minuten Verspätung vor einer noch immer halbleeren Gästetribüne angepfiffen wurde. Eine weitere Verschiebung des Ankicks war dem Vernehmen nach aufgrund der Live-Übertragung im ORF nicht möglich.
Selbst kurz vor dem Halbzeitpfiff warteten noch immer hunderte bis tausende Fans vor dem Einlass. Irgendwann gaben die Ordner*innen auf, stoppten die Kontrollen und öffneten einfach die Tore. Die Gästetribüne war somit binnen Minuten überfüllt. Am Stiegenaufgang bildete sich gefährliches Gedränge, ebenso an den steilen Abgängen zur Tribüne. Fluchtwege Fehlanzeige. Sicherheitsabsperrungen Fehlanzeige. Ein Stolpern hätte eine Panik und Katastrophe auslösen können.
Nach einer sehr beengten und durstigen zweiten Halbzeit, trat auch noch unser „Freund und Helfer“ in Form einer Abordnung der LPD Wien in Erscheinung. Wenige Minuten nach Abpfiff stürmten zwei bis drei Dutzend Uniformierte der Masse entgegen, die sich durch das Nadelöhr Tribünenausgang wälzte.
Ziel war es offenbar, eine Einzelperson wegen Verdacht auf die Verwendung von Pyrotechnik zu kontrollieren. Unsererseits wurde bestimmt, aber gewaltfrei auf diese vollkommen unverhältnismäßige Provokation reagiert. Die Beamt*innen, mit der selbst herbeigeführten Situation sichtbar überfordert, nahmen dies zum Anlass, die zu kontrollierende Person in Gewahrsam zu nehmen und äußerst brutal nach draußen zu schleifen. Dabei wurden unbeteiligte Fans, die auf der engen Treppe nicht ausweichen konnten, ohne Rücksicht auf Verluste hinuntergerempelt.
Draußen wurden umstehende Fans und sogar Presseleute von Uniformierten direkt attackiert, als sie versuchten die überzogene Amtshandlung zu dokumentieren. Selbst in der aufgeheizten Stimmung waren die Fans an keiner weiteren Eskalation interessiert und protestierten lediglich mit Sprechchören gegen den Einsatz. Das Resultat: Zwei weibliche Vienna-Fans, die nicht schnell genug aus dem Weg gehen konnten, wurden von je bis zu vier Beamt*innen am Boden fixiert und mit dem Gefangenentransporter weggefahren. Danach mussten sie sich auf der Wache vor Beamtinnen entblößen, bevor sie wieder freigelassen wurden.
Nach all dem möchten wir festhalten:
- Distanzieren wir uns klar von einem „Dörby of Love“ bei dem man als Gästefan von Beginn an nur schikaniert wird und – bis auf die gezahlte Karte – sichtlich unerwünscht ist.
- War es sowohl im Sinne von Corona Schutzmaßnahmen als auch angesichts einer drohenden Panik vollkommen unverantwortlich, wie Einlass und Gästetribüne organisiert und abgewickelt wurden.
- War der uniformierte Einsatz nicht nur vollkommen überzogen, sondern auch sinnlos brutal und angesichts eines fehlenden Sicherheitskonzepts mehr als fahrlässig.
- Ist es ausschließlich uns Fans zu verdanken, dass die Stimmung an diesem Abend nicht vollkommen gekippt und die Situation beidseitig eskaliert ist. Weder Kieberei noch Verantwortliche des Heimvereins sind hier ihrer Verantwortung annähernd gerecht geworden.
Trotz all dieses Ärgers freuen wir uns über den ersten Derbysieg nach einer langen Zwangspause. Wir möchten uns außerdem bei jenen Dornbacher Fans bedanken, die sich solidarisch gezeigt haben und die Geschehnisse ernsthaft aufarbeiten wollen. Den erfreulicherweise nur leicht Verletzten möchten wir gute Besserung wünschen sowie den beiden zeitweilig Verhafteten unsere Solidarität ausdrücken. Wir lassen euch nicht allein!
Eure
Vienna Wanderers 08,
Karl-Marx-Hof Soul Crew,
Döblinger Kojoten,
Vienna Weirdoz,
Partizan*Rothschild,
Urban Group,
Rude Grrrls,
Antifa Döbling
Leider war der Eingang Kainzgasse- Hernalser Hauptstraße diesmal gesperrt. Beim Eingang Hernalser Hauptstraße bildete sich schon eine Stunde vor Spielbeginn eine große Menschenschlange. Das WC in der Kainzgasse war leider auch gesperrt.
Und ich wollte noch mit meinen 5 Jährigen Sohn auf das Match gehen, Gott sei Dank haben wir uns für die ORF Übertragung entschieden.
Der Wr. Sportclub sollte sich bei aller Freundschaft in Wiener Wurschtklub umbenennen, die Infrastruktur ist unter aller … eh schon wissen.
Liebe Grüße nach Döbling
Alex